Dienstag, 22. Dezember 2015

Journey - Durch Minimalismus ganz groß

Der Indie-Hit "Journey", der im Jahre 2012 bei zahlreichen Publikationen den Preis für das "Spiel des Jahres" abräumen und auch eine Grammy-Nominierung für den Soundtrack verbuchen konnte, ist mittlerweile auch für die PlayStation 4 verfügbar. Da passt es doch, wenn wir uns mein damaliges Review noch einmal vornehmen und ein wenig in Erinnerungen schwelgen.

Nach .flOw und Flower brachte thatgamecompany mit "Journey" das letzte Spiel ihres Exklusivvertrages mit Sony auf den Markt. Dabei ist der Name des Spiels auch das Programm, so simpel und doch so vielsagend. Denn soviel sei von vornherein gesagt, dieses Spiel ist eine Reise der Emotionen.

Der Anfang aller Dinge

Allein wacht man in der Wüste auf und hat von Anfang an nur ein Ziel, den riesigen Berg im Hintergrund zu erreichen. Nur was findet man dort und was erwartet einen auf der Wallfahrt?

"Journey" ist spielerischer Minimalismus in Perfektion. Man kann nur Springen, Schweben und einen Ruf aufladen. Mehr benötigt es nicht und mehr hätte diesem Spiel nur geschadet. Denn man läuft so filigran über Sanddünen, rutscht diese im Stile eines Sandboarders herunter und springt im Wind flatternden Stofffetzen und leuchtenden Punkten entgegen. Über antike Steintafeln wird in einer rein optischen Art die Hintergrundgeschichte der Welt nähergebracht. Um letztendlich im Abenteuer voranzuschreiten, muss man auch gelegentliche Sprungpassagen meistern, die jedoch nie so schwer sind, dass man daran verzweifeln könnte.
Die leuchtenden Objekte, die man aufsammelt, verlängern den Schal eures Alter Egos. Dieser Schal ist im metaphorischen Sinne eure Lebenslinie, die zeigt, wie viel Energie eurem Körper weiterhin innewohnt. Jeder Sprung kostet euch Energie. Wollt ihr gar in der Luft gleiten, verbrennt dies zusätzliche Energie. die man entweder durch die umherfliegenden Stofffetzen oder durch körperliche Nähe zu einem weiteren Spieler regenerieren kann.

Nur gemeinsam sind wir stark

Letzteres ist dabei äußerst interessant. Solange man im PSN angemeldet ist, ist man auch automatisch in einem Onlinespiel, sodass ein Kooppartner zu euch stoßen kann. Der Clou ist allerdings, dass man weder dessen Namen erfährt noch über einen Sprachchat kommunizieren kann. Gerade dies macht den unglaublichen Charme dieses Spiels aus.
Diese Anonymität bringt einen dazu komplett in die Welt einzutauchen und sich ihr hinzugeben. Sie verbindet die Spieler ohne durch fragwürdige ID-Wahl implizierte Vorurteile heraufzubeschwören. Auch dies zeugt von hervorragend dosiertem Minimalismus.

Das Ende aller Dinge

Dieses Prinzip spiegelt sich auch in der Darstellung der Geschichte wieder. Diese umfasst zwar kurze Zwischensequenzen, verzichtet jedoch gänzlich auf akustische Sprache. Stattdessen konzentriert man sich auf eine bildsprachliche Erzählung. Ganz nach dem Motto, dass Bilder mehr als tausend Worte sagen.

In technischer Hinsicht ist Journey über jeden Zweifel erhaben. Die Darstellung in gestochen scharfen 1080p und 60 Bildern pro Sekunde beeindruckt heutzutage ebenso wie das 2012 erschienene Original. Vor allem die kräftigen Farben und Kontraste verschaffen einen in Kombination mit der Orchestermusik so manchen Gänsehautmoment.

Nicht einmal die recht kurze Spielzeit von 2 bis 3 Stunden kann man als Manko anbringen, da auch dies perfekt ins Minimalismusprinzip implementiert ist.

Fazit:

"Journey" ist eine perfekte Darstellung des künstlerischen Minimalismus in Videospielform und weiß auch im Jahre 2015 ebenso zu beeindrucken wie vor drei Jahren als es sich weltweit zu einem der beliebtesten Spiele des Jahres aufschwingen konnte. Die Orchestermusik schafft es kombiniert mit der wohl akzentuierten Optik zu faszinieren, sodass man sich von Zeit zu Zeit ein weiteres Mal auf diese ästhetisch-beeindruckende minimalistische Reise begibt.

9/10 

2 Kommentare:

  1. Auf der PS3 hatte ich die schönsten Erfahrungen, gerne bin auch einfach im Sand gesessen und habe die Umgebung mit der Musik genossen :)

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    1. Das ist auch ein faszinierendes Element an Journey. Man kann auf der Reise teilweise einfach verweilen und die Atmosphäre aufsaugen. Einfach wundervoll.

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