Montag, 30. April 2018

Yakuza 6: The Song of Life - Der Abschied von Kazuma Kiryu nach 13 Jahren voller Intrigen, Knochenbrüche und Herzschmerz

Eineinhalb Jahre nach der Erstveröffentlichung in Japan kommen endlich auch westliche Spieler in den Genuss des Action-Adventures "Yakuza 6: The Song of Life". SEGA und die Yakuza Studios hatten stets betont, dass man mit dem neuesten Ableger der Unterwelt-Saga die Geschichte rund um den Serienprotagonisten Kazuma Kiryu zum Abschluss bringen wird.

Bereits im Jahre 2005 nahm die Reise des groß gewachsenen Drachen von Dojima auf der PlayStation 2 ihren Anfang. Während man das Original inzwischen dank "Yakuza Kiwami" in einer Neuauflage noch einmal erleben kann, wurde es an der Zeit nun auch das Ende der Geschichte zu erleben, die sieben Hauptableger und vier Spin-Offs zutage gefördert hatte.

"Yakuza 6: The Song of Life" setzt an das emotionale Ende von "Yakuza 5" an und zeigt einen schwer verwundeten Kazuma Kiryu im Krankenbett, der um sein Leben kämpft und als Dank drei Jahre ins Gefängnis geht. Schließlich stand er in "Yakuza 5" im Zentrum eines gewaltigen Bandenkriegs zwischen dem in Tokio ansässigen Tojo Clan und der aus Osaka stammenden Omi Alliance. Doch auch Kiryu hätte nicht erahnen können, was in seiner Zeit im Gefängnis außerhalb seines Einflussbereiches geschieht.

In Kamurocho, einer fiktionalen Version des Tokioter Rotlichtviertels, steht ein neuer Krieg bevor, der dieses Mal den Tojo Clan und die Saio Triade in den Mittelpunkt des Geschehens stellt. Zudem hatte sich Kiryus Ziehtochter Haruka Sawamura, die ihn seit dem ersten Teil begleitet und die sich zum Abschluss des fünften Teils öffentlich als Tochter des legendären Drachen von Dojima geoutet hatte, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und den Kontakt zu Kiryu und seinen Waisenkindern abgebrochen.

Nachdem Kiryu seine Haftstrafe abgesessen hatte, nach Okinawa in sein Waisenhaus zurückgekehrt war und nichts weiter wollte, als sich mit seinen Kindern zur Ruhe zu setzen, erfährt er von Harukas Verschwinden und begibt sich auf die Suche nach ihr. Seine Reise führt ihn zurück nach Kamurocho. In diesen Straßen wurde er zu einer Yakuza-Legende, deren Einfluss auf die Stadt zu spüren ist. Er findet mit Hilfe einiger alter Weggefährten heraus, dass Haruka in einen Autounfall mit Fahrerflucht verwickelt wurde und seitdem im Koma liegt. Zu seiner Überraschung erfährt er auch, dass Haruka inzwischen die Mutter eines kleinen Jungen namens Haruto ist. Mit dem Baby im Arm macht sich Kiryu auf eine Reise, um herauszufinden, wer den Unfall verursacht hat und wer überhaupt der Vater des Jungen ist.


Nachdem "Yakuza 5" die Geschichte der fünf Städte erzählt hatte, in der insgesamt fünf unterschiedliche Protagonisten gespielt werden konnten, nimmt sich "Yakuza 6: The Song of Life" zurück und besinnt sich auf seine Wurzeln. Erstmals seit "Yakuza 3" ist man wieder ausschließlich mit Kiryu unterwegs und legt sich mit reichlich Yakuza, Punks sowie anderen an, die eher eine faustdicke Lehre bevorzugen. Neben Kamurocho erlebt man auch nur die Straßen der kleinen Fischerstadt Onomichi aus der Präfektur Hiroshima. Die beiden Schauplätze könnten nicht verschiedener sein. Während Kamurocho, vor allem bei Nacht, mit seiner schieren Anzahl an Neonreklamen, seiner Masse an Menschen und den zahlreichen Aktivitäten zu beeindrucken weiß, klappen in Onomichi die Bürgersteige bereits in den frühen Abendstunden hoch. Anstelle von Hostessen, Glücksspiel und anderen zwielichtigen Aktivitäten befassen sich die Menschen der Kleinstadt mit Baseball und Speerfischen.

"Yakuza 6: The Song of Life" überfordert den Spieler nicht mit einer überwältigenden Anzahl an Minispielen und Nebenmissionen, weshalb die Gesamtspielzeit im Vergleich zu den letzten beiden Hauptablegern "Yakuza 5" und "Yakuza Zero" von 100 Stunden wieder auf 40 Stunden sinkt. Die extrem umfangreichen Nebenjobs wurden ad acta gelegt und lediglich mit dem Clan Creator-Minispiel ersetzt, das eine Echtzeit-Strategie-Komponente und eine eigene Handlung mit sich bringt. Allerdings bietet der Clan Creator nicht mehr als beiläufige Unterhaltung.

Der Fokus von "Yakuza 6: The Song of Life" liegt vollständig auf Kazuma Kiryus letztem Abenteuer und seine Beziehung zu Haruka und seinem "Enkel" Haruto. Obwohl Kiryu inzwischen knapp 50 Jahre alt ist, weiß er im Kampf immer noch auszuteilen. Das Kampfsystem wurde im Vergleich zu "Yakuza Zero" wieder vereinfacht. Anstelle von drei unterschiedlichen Kampfstilen mit einer Vielzahl an Kombos und Heat Actions bekommt man einen vereinfachten Kampf geboten, der Kiryus körperliche Grenzen schnell aufzeigt. Zu Beginn des Spiels kann der alte Mann einen Großteil seiner ikonischen Aktionen nicht mehr ausführen und muss durch die Masse an Faustkämpfen seine alte Stärke erst zurückerlangen, um ein letztes Mal zum Drachen von Dojima zu werden, den die Yakuza, Triaden und die Mafia zu fürchten wissen.

In "Yakuza 6: The Song of Life" wird der Konflikt in der Unterwelt noch einmal auf die Spitze getrieben, sodass seine Vergangenheit Kiryu immer wieder einholt, auch wenn er selbst kein Yakuza mehr sein möchte. Darüber hinaus wird eine Geschichte erzählt, die verschiedene Arten von Familien aufzeigt und stets versucht bodenständig und menschlich zu sein. Vereinzelt kommt es jedoch vor, dass Szenen etwas deplatziert wirken und nicht mehr ganz in die Geschichte des ehrenwerten Yakuza passen.

Darüber hinaus zeigen die Entwickler Kiryu noch einmal von seiner fürsorglichsten Seite, auch wenn er eine gewisse Strenge und Unnahbarkeit nicht ablegen kann. Zudem zieht man gezielt Parallelen zum ersten "Yakuza" und kehrt an einstige Schauplätze zurück oder nutzt ein weiteres Mal die Dynamik eines harten Gangsters, der mit einem kleinen Kind im Schlepptau in einen Konflikt gerät, der die Zukunft zweier Städte und ganz Japans beeinflusst.

Seit 2005 verfolge ich die "Yakuza"-Reihe und habe jeden, zumindest im Westen erhältlichen Ableger gespielt, genossen und geliebt. Für mich war "Yakuza 6: The Song of Life" nicht nur das Finale einer langen Reihe an Abenteuern, sondern auch ein persönlicher Abschied von Kazuma Kiryu, der mich immer wieder zu begeistern wusste.

Meine entsprechend hohen Erwartungen hat "Yakuza 6: The Song of Life" vollends erfüllt, sodass ich eine emotionale Achterbahnfahrt erlebt habe, die mich stets unterhalten, mitgerissen und am wichtigsten zufrieden zurückgelassen hat. Packende Bosskämpfe, eine spannende Geschichte und abstruse Nebengeschichten zeichneten die "Yakuza"-Reihe immer wieder aus und auch der neueste Ableger wusste in diesen Bereichen abzuliefern und einen Abschied vom Drachen von Dojima auf den Bildschirm zu zaubern, der mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblicken lassen wird.

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