Sonntag, 3. Juni 2018

What Remains of Edith Finch - Menschlich, deprimierend und so unfassbar faszinierend

Das narrative Adventure "What Remains of Edith Finch" aus dem Hause Giant Sparrow ist eines der Spiele des vergangenen Jahres, die ich unbedingt noch nachholen wollte. Bereits "The Unfinished Swan" konnte mich seinerzeit mit seiner ruhigen und minimalistischen Erzählung und Präsentation zu großen Teilen überzeugen, weshalb ich auf "What Remains of Edith Finch" zumindest gespannt gewesen war.

In "What Remains of Edith Finch" kann man die düstere und traurige Vergangenheit der Familie Finch in mehreren Geschichten miterleben. Schließlich soll auf der Familie ein Fluch liegen, dem alle Familienmitglieder früher oder später zum Opfer fallen. Mit Edith Finch kehrt man in das alte, verlassene Familienanwesen zurück und wirft einen Blick in die Vergangenheit.

Giant Sparrow ist es gelungen ein Haus zu entwerfen, das nicht nur voller Abstrusitäten und kleiner Geheimnisse steckt, sondern stets ein Gefühl der Lebendigkeit und eine unnachahmliche Faszination ausstrahlt. Ich hatte mich darin verloren mir die Bilder und Zimmer bis ins kleinste Detail anzuschauen, da die Familie Finch überaus interessant wirkte. Neben einem Kinderstar und einem Kriegsfotografen gab es in der Familie auch Träumer, Einsiedler und Künstler. Ich fand es faszinierend zu erleben, wie die Familie mit Verlust und Trauer umgegangen ist.

Die zahlreichen Geschichten waren ebenso spannend wie auch abwechslungsreich. Nicht nur inhaltlich ist es Giant Sparrow gelungen eine packende Geschichte zu erzählen; die Inszenierung konnte immer wieder überraschen, indem man den Charakter einer jeden Person auch entsprechend in das Spiel eingebunden hat. So wurden die verschiedenen Schicksale der Finch-Mitglieder auch spielerisch einzigartig umgesetzt. Neben Passagen aus der Ego-Perspektive bekommt man auch Tabletop-Abenteuer und mehr geboten, die teils durch simple Interaktionen und teils durch mitreißende Ideen im Sinne der Erzählung vermittelt wurden.

Immer wieder erwischte ich mich dabei, dass ich staunend vor dem Bildschirm saß und mir kein Wort und kein einziger Kommentar über die Lippen kam, da mich die Schicksale der Figuren mitgerissen und an die Couch gefesselt hatten. Giant Sparrows Geschichte der Trauer, Trauerbewältigung und des Umgangs mit dem eigenen Schicksal wirkte auf mich ganzzeitig überaus menschlich.

"What Remains of Edith Finch" hatte ich zwar in knapp zwei Stunden durchgespielt, doch diese konnten so gut unterhalten, dass ich Giant Sparows aktuellstes Werk mühelos auch nachträglich in meine Top-Liste des Jahres 2017 aufnehme. Wer sich mit narrativen Adventures mit einem zweckmäßigen Gameplay anfreunden kann, sollte sich dieses Werk zumindest einmal zu Gemüte führen.

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