Sonntag, 4. Februar 2018

Brecht die Ketten der Gesellschaft - Persona 5 - Platz 3 der besten Spiele des Jahres 2017

Atlus und P-Studios hatten das Japano-Rollenspiel "Persona 5" im April 2017 endlich auch hierzulande für die PlayStation 4 und PlayStation 3 veröffentlicht. Nachdem mit "Persona 4" im Jahre 2009 der letzte Hauptableger der Reihe veröffentlicht worden war, hieß es acht lange Jahre auf ein neues Abenteuer zu warten. Größtenteils sollte sich die Wartezeit auch lohnen.

Mit "Persona 5" zieht Atlus eine Geschichte auf, in der aus der Gesellschaft ausgegrenzte Teenager versuchen Stempel wie "Vorbestrafter"; "Unruhestifter", "Einsiedler" oder auch "Modepüppchen" abzuwaschen, Dabei kommen sie einem korrupten System auf die Spur, das über die eigene High-School hinaus geht und ganz Japan in seinem Griff hat. Der sehr gemächliche Einstieg in das Abenteuer und in die Geschichte hatte mich anfangs etwas ernüchtert zurückgelassen, jedoch zieht die Handlung ab Spielmitte enorm an, sodass eine packende Erzählung geboten wird, die mit verschiedenen Twists und inszenatorischen Ideen zu überzeugen weiß. Die Vorausblicke auf spätere Geschehnisse hatten wie ein Damoklesschwert über den Protagonisten gehangen, der sich zu Beginn versucht an eine neue Stadt, eine neue Schule und neue Freunde zu gewöhnen. "Persona 5" schafft es die Freundschaft und die Dynamik der Gruppe rund um den Protagonisten, Ryuji, Anne, Yusuke, Makoto und Co. so bedächtig zu erzählen, sodass man die Beweggründe aller Charaktere nachvollziehen kann, ehe das Spiel in einem großen Finale mündet.

Spielerisch bekommt man größtenteils gewohnte "Persona"-Kost geboten. Man baut Freundschaften mit den verschiedensten Charakteren an der eigenen Schule, im eigenen Stadtviertel und im gesamten Tokio auf, die ebenfalls emotional, mitreißend und teilweise traurig sein können. Hinter jedem Charakter steckt mehr Tiefe als man im ersten Moment vermuten mag. Desweiteren begibt man sich auf Wunsch in verschiedene Dungeons, in denen man mit den sogenannten "Personas", meist mythologischen Wesen oder Gottheiten, in den Kampf gegen andere Dämonen zieht, um letztendlich gewaltige Bossgegner zu besiegen, die einen taktisch auf den Prüfstand stellen.

Ein weiteres Mal hatte ich alles daran gesetzt jede Persona zu sammeln, die im Spiel enthalten ist, sodass ich zahlreiche Stunden mit dem Fusionieren im Velvet Room verbracht hatte. Damit ich die passenden Boni beim Fusionieren hatte, habe ich auch die entsprechenden Freundschaften gehegt und gepflegt. Eine schlagkräftige Auswahl an Personas sollte vor allem im Kampf gegen die teils beinharten Bosse nicht schaden. In den Kämpfen hieß es dann wiederum Strategien zu erarbeiten, die wirkungsvoll sind und zum Erfolg führen. Da ich das Rollenspiel auf einem höheren Schwierigkeitsgrad gespielt hatte, kam es selbstverständlich zu so manchen unerwarteten Tod, der mich im Fortschritt teils eine oder zwei Stunden zurückgeworfen und gelegentlich zu einem geplagten Seufzen verleitet hatte. Doch gerade diese Herausforderung war es, die mich in "Persona 5" neun Jahre zurückversetzt hatte, als ich mit dem Vorgänger ähnliche Erfahrungen gemacht hatte.

"Persona 5" bot jedoch auch einen Artstyle, der bis ins kleinste Detail auf den Punkt gebracht wurde. Nie zuvor habe ich ein Menü erlebt, das so durchstilisiert gewesen ist, dass selbst die Übergänge dynamisch sind. Desweiteren wird die Stimmung des Rollenspiels ein weiteres Mal mit einem schönen Jazzpunk-Soundtrack untermalt, der mich immer wieder im Takt nicken oder auch mitsingen ließ. 

Jedoch gab es auch in "Persona 5" so manche Sache, die mich gestört hatte. Unter anderem nervte es mich, dass mich Morgana immer wieder daran gehindert hatte am Abend noch einmal etwas Zeit mit Aktivitäten zu verbringen, solange storyrelevante Geschehnisse bevorstanden. Immer wieder haben mich die Ketten, die mir Morgana angelegt hatte, daran gehindert die Ketten der Gesellschaft zu durchbrechen. Diese Einschränkung in der Spielfreiheit hat mich so häufig aus meiner Immersion gerissen, dass ich Morgana zu hassen gelernt habe, obwohl ich den Charakter ursprünglich mochte. 

Im Weiteren ließen mich die Fahrten durch den Mementos meist kalt. Die eintönigen Spielumgebungen hatten in diesem stets zugänglichen Dungeon, der mit kleinen Nebenbossen aufgelockert wurde, eher einen negativen Beigeschmack. Ich fühlte mich teilweise in die Zeiten des Tartarus aus "Persona 3" zurückversetzt, wobei das Artdesign im Mementos über die gesamte Spieldauer nicht zu begeistern wusste ─ selbst als es sich zu einem komplett designten Dungeon entwickelt hatte.

Nichtsdestotrotz sollen die gelegentlichen Schnitzer im Pacing und Spieldesign nicht dazu führen, dass "Persona 5" aus meinen Top 3 des Jahres 2017 fällt. Allerdings gibt es zwei weitere Spiele, die mich in dem Spielejahr noch mehr als "Persona 5" begeistert hatten.

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